Public History Werkstatt
«Es gibt Lücken. Zwischen der Sprache und der Welt. Nicht alles, was ist, kommt zur Sprache. Nicht alles, was geschieht, findet seinen Ausdruck darin. Nicht jeder Mensch kann in der Sprache, die er spricht, sein. Nicht etwa, weil er die Sprache nicht ausreichend beherrscht, sondern weil die Sprache nicht ausreicht.» Gümüşay, Kübra: Sprache und Sein, München 2021, S. 45.
Public History ist ein geeignetes Medium, um differenziert auf die dominierende Geschichtsschreibung zu blicken und so in der Gesellschaft das Bewusstsein für Vieldeutigkeit und Lückenhaftigkeit zu wecken. Ob administrative Versorgungen, die koloniale Vergangenheit der Schweiz, die Frauenbewegung oder internationale Adoptionen: Anhand konkreter Beispiele aus der Vermittlungspraxis erhielten die Studierenden Einblick in die Entstehung von Public History-Projekten und deren Verbindung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen und Debatten.
Der Praxisteil der Werkstatt hatte zwei Ausrichtungen:
Einerseits schauten die Studierenden hinter die Kulissen der Sprache – sowohl der Sprache als Werkzeug, das Wörter formt und Sätze bildet, als auch der Sprache im Sinne einer Bildsprache, derer man sich bewusst oder unbewusst bedient.
Andererseits erarbeiteten die Teilnehmenden der Werkstatt ein eigenes Public History Projekt. Dabei lernten sie zentrale Methoden der Konzept- und Projektarbeit kennen und übten praktische und für die Public History Praxis unerlässliche Fähigkeiten wie ko-kreative Zusammenarbeit, Schreiben oder Präsentieren. Für diesen Teil arbeiteten die Studierenden mit Quellen aus der Gosteli Stiftung, dem Archiv zur Geschichte der Schweizer Frauenbewegung.
Das Resultat: die Webseite «Du mit deiner Politik... Ja – immer»
Wie bleibt politisches Engagement über Generationen hinweg lebendig? Wie haben die Frauenstreiks von 1991 und 2019 die Schweiz verändert? Welche Sichtweisen blieben und bleiben den Zeitzeug:innen der Streiks präsent? Durch persönliche Erfahrungen einer Zeitzeugin und ihrer Tochter sowie Quellen aus dem Gosteli-Archiv beleuchten die Studierenden Erfolge, Herausforderungen und den anhaltenden Kampf für Gleichstellung in der Schweiz.
Ein kleiner Einblick:
Am 14. Juni 1991 schliesst Micheline Aebischer Schwartz, Kindergärtnerin in einem kleinen Dorf im Kanton Fribourg ihren Kindergarten und geht auf die Strasse. Sie streikt für gleiche Löhne, für Anerkennung, für eine Zukunft ohne Ungerechtigkeit.
14. Juni 2019: 28 Jahre später geht Micheline Aebischer Schwartz mit ihrer Tochter Anna und hunderttausend anderen Frauen auf die Strasse. Wieder fordern sie Lohngleichheit, Respekt und ein Ende der Gewalt an Frauen – die Frauen schweigen nicht, bis Gleichstellung keine Forderung mehr ist, sondern eine Realität.
Autor:innen: Joana Bolliger, Emilie Casale, Michaela Dietrich und PascalZweiacker.